Begehren nach Lacan und über Lacan hinaus

Im Fokus der vorliegenden Untersuchung steht die Überlegung, wie der deutenden Lektüre im Allgemeinen und der psychoanalytischen Deutung im Besonderen mehr Freiraum gegeben werden kann, speziell zur Seite des Anderen und der Geschlechtertheorie hin. Der Versuch wird sein, das Feld der Kluft, der »béance fondamental«, das Jacques Lacan (1901–1981) ins Zentrum des Unbewussten rückt, zu einer vielseitig verzweigten allegorischen Umschrift zu erweitern, um auf dieser Spur dem Objekt des Begehrens näher zu kommen. Die Studie kreist Schlüsselbegriffe Lacans aus verschiedenen Werkphasen ein und rezipiert die aktuellen Debatten dazu. Lacans gedanklicher Ansatz wird teils erläutert und auf seiner eigenen Linie profiliert, zum Beispiel seinen Entwurf einer ursächlichen Objektwirkung betreffend, und teils um neue Ideen und methodische Zugänge erweitert, zu denen etwa ein feinmaschiges infrastrukturelles Substrat gehört. Einen besonderen Bezugspunkt stellen dabei Lacans Seminar VI 1958–1959 über das Begehren und seine Deutung, »Le désir et son interprétation«, und das Seminar XI 1964 über die Grundbegriffe der Psychoanalyse, »Les quatre concepts fondamentaux de la psychanalyse« dar.

Johanna Bossinade ist Literaturwissenschaftlerin und Psychoanalytikerin in Berlin. Sie hat Monographien zu verschiedenen Autorinnen und Autoren der neueren deutschsprachigen Literatur sowie zu Schwerpunktthemen wie Sublimation, Stimme des Anderen, Konzepte von Schrift und Einschreibung veröffentlicht. Zu ihren aktuellen Forschungsinteressen zählen Fragen der Methodologie und Mediologie im Umgang mit mehrdeutigen Sprachen wie der Literatur und dem psychoanalytischen Diskurs.

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